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Wie Kirchengemeinden in Polen Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützen

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Gemeinsam mit Kirchengemeinden und der Diakonie Polen unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge in dafür renovierten Pfarr- sowie Gemeindehäuser. Unterbringung ist sehr wichtig, aber nicht alles. Wir haben drei Gemeinden besucht.

Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine in Gemeinden in Polen

Zu Besuch bei der Lutherischen Kirchengemeinde Katowice-Szopienice

„Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, war von Anfang an klar: Wir müssen sofort helfen. Nur wie? Da haben wir uns zusammengesetzt und überlegt: Wir haben doch Platz hier bei uns, um Geflüchtete aufzunehmen, auf dem Dachboden", erinnert sich der Pfarrer der Lutherischen Kirchengemeinde Katowice- Szopienice, Piotr Ucinski. Der Dachboden sei dann schnell renoviert worden. "Es war nicht gerade einfach schnell Handwerker zu bekommen, aber es ist uns zum Glück innerhalb weniger Wochen gelungen, alles herzurichten.“ Das hatte auch mit der Solidarität zu tun, die in Polen gegenüber Geflüchteten aus der Ukraine herrsche, die Handwerker haben den Termin eingeschoben und so früher möglich gemacht, als es üblich der Fall gewesen wäre. Viele Menschen aus der Ukraine seien in Gastfamilien oder bei Freunden untergekommen, aber es gab auch sehr viele Menschen, die in Schulhallen untergebracht wurden. Und weil der Wohnungsmarkt sehr angespannt sei in Polen, so Piotr Ucinski, war es wichtig vorhanden Platz zu nutzen. „Wir waren sehr froh, als wir Geflüchtete aufnehmen konnten.“

Seither bewohnt nun Iryna Konovalova die renovierte Wohnung im Pfarrhaus. Sie kommt aus dem stark umkämpften Donbass und ist zusammen mit ihrer Schwiegertochter und ihrem Enkelkind nach Polen geflohen. Ihr Sohn ist in der Ukraine geblieben, er kämpft im Militär. „Er hat zu uns gesagt: Bitte bringt euch in Sicherheit.“ Iryna fällt es nicht leicht, das zu sagen. Dann haben sie alles Wichtige eingepackt und sind geflüchtet. Auch ihren Kater Bublek haben sie mitgenommen.

„Es geht aber nicht nur darum: Hier hast du einen Schlüssel für die Wohnung und das wars dann“, sagt Ucinski. „Sicherlich, Unterkunft ist sehr wichtig, aber genauso wichtig ist die Integration in die Gesellschaft. Behördengänge, Arztbesuche, Plätze für Kinder in der Schule organisieren, Zuhören, füreinander Dasein, das alles ist auch Teil der Hilfe, die hier geleistet wird,“ fügt er hinzu.

Zu Besuch in der Diözese Katowice

Genauso sieht das auch Dr. Marian Niemiec, er ist Bischoff der Diözese Katowice und Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Auch sie haben in ihrer Gemeinde mehrere Familien aufgenommen. „Aufnehmen, das ist der erste Schritt. Der zweite ist: Hilfe beim Ankommen leisten.“ Dazu gehöre es auch, Familien in die Gemeinschaft zu integrieren. Hierfür werden Picknicks und andere soziale Treffen veranstaltet, aber auch Sprachkurse: „Viele möchten die Sprache lernen, wir bieten daher mehrere Kurse an.“

In der ersten Etage des Evangelisches Diakonissenzentrums "Sonniges Land" in Katowice hat Bischof Dr. Marian Niemiec zusammen mit seinen Gemeindeangestellten eine Wohnung für Yuliia Koval und ihre Tochter hergerichtet. Sie sind am 5. März aus der Region Luhansk nach Kattowice geflüchtet, kamen zunächst in einer Schulhalle unter. Dann haben sie durch ehrenamtliche Helfer von dieser Unterbringung gehört. „Ich bin froh, dass wir hier diese schöne Wohnung von der Gemeinde als Unterkunft bekommen haben. Der Bischof und seine Frau fahren mit uns wöchentlich auf Märkte und ich kann für mich und mein Kind einkaufen. Außerdem darf ich in der Küche der Gemeinde helfen. Arbeit ist so wichtig, ich bin wirklich sehr dankbar.“ Auch weitere Familien wurden in der Gemeinde untergebracht. „Der Zusammenhalt ist hier sehr groß zwischen den Geflüchteten. Wir teilen das gleiche Schicksal und helfen uns, wo wir nur können“, sagt Koval.

Zu Besuch im Gemeindehaus der Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde in Krakau

Dies wird auch in Krakau deutlich: Im renovierten Souterrain des Gemeindehauses der Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde in Krakau hat Pfarrer Lukasz Ustruszka zusammen mit seinen Gemeindeangestellten und -mitlgiedern eine Unterbringung für mehrere Flüchtlingsfamilien geschaffen. Zur Zeit leben dort 14 Personen. . „Die Gemeinde hat uns sehr herzlich aufgenommen. Wir haben eine Unterkunft und Essen. Aber das ist nicht alles: Jeder bemüht sich in dieser Gemeinde, dass wir den Krieg auch mal kurz vergessen können, durch Ausflüge zum Zoo, Museumsbesuche, Sprachkurse“, sagt Halyna Tadaei, sie ist mit ihren Kindern Nadija und Vova aus der Ost-Ukraine geflüchtet. In der Gemeinde herrsche ein spezieller Geist, der Menschen miteinander verbinde.

 „Aus der Gemeinde bringt sich jeder ein. Der eine hat ein gutes Netzwerk, weiß wo man zur Zeit Arbeitskräfte braucht, der andere kann gut Bewerbungen schreiben und sich um den Lebenslauf kümmern,“ erklärt Pfarrer Lukasz Ustruszka. Auch hier zeigt sich: Zum Ankommen gehört vielmehr dazu, denn Ankommen bedeutet auch polnische Bürkoratie meistern. „Papiere, Papiere, Papiere“, sagt Kateryna Valinhmetova. „Ohne die Hilfe der Gemeinde hätten wir für alles viel länger gebraucht.“ Sie sagt, dass die Menschen den Geflüchteten Hoffnung geben. „Und das ist genau das, was wir brauchen.“ Und Arbeit. Über die Gemeinde sei ihr eine Arbeit als Putzkraft am Kunstinstitut in Krakau vermittelt worden. „Nur während der Arbeit kann ich mich entspannen", lacht sie. Eine der größten Herausforderungen sei die Kinderbetreuung. Die Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit als zuvor, die Mütter werden kaum entlastet. „Es ist daher so toll, wenn Menschen aus der Gemeinde kommen und die Kinder zur Abwechslung in den Zoo bringen. Das ist einfach großartig. Und wichtig für uns. Eine sehr wichtige Hilfe.“

Die Flüchtlingsfamilien haben Putz- und Kochpläne erstellt, „es ist ein wenig wie ein Hotel hier und wir sind die Manager“, lacht Halyna Tadaei, die vorher in der Verwaltung gearbeitet hat. Nun hofft sie, dass sie bald eine Arbeit in Polen bekommt.

Zum Abschied zeigt uns Kateryna Valinhmetova am kleinen Fenster einen kleinen Tomatenstrauch. „Ist der nicht schön? Das bring mir Hoffnung“. Sie küsst die Tomaten und sagt: "Bald kann ich hoffentlich wieder in meiner Heimat Blumen Pflanzen.

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