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Logbuch Ukraine: Einblicke in die Arbeit Teil VII

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Im heutigen Eintrag schildert Imke Hansen, Mitarbeitende unserer ukrainischen Partnerorganisation Vostok SOS, ihre Eindrücke aus Sloviansk. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen ist Imke auf Monitoring Mission im Osten der Ukraine und besucht Orte, um mit den Menschen zu sprechen, die Lage zu erfassen, humanitäre Nöte zu erkennen und Evakuationsbedarf zu registrieren. Wir veröffentlichen Auszüge aus ihrem Logbuch.

Im Sloviansk Shelter Hospital

Wir treffen uns heute in Sloviansk mit einem der Engel. Direkt nach Beginn der Großinvasion wurde eines der Krankenhäuser von Sloviansk zu einer Kombination aus Erstauffangstelle für Binnenflüchtlinge und Krankenhaus umgewandelt. Hier werden Leute hingebracht, die aus ihren Häusern in Gefahrengebieten evakuiert wurden. Sie können sich von der Evakuation ausruhen, bekommen Essen und medizinische Versorgung, ggf. bekommen sie noch Medikamente mit auf den Weg. Besonders wichtig: Sie bekommen eine Medizinische Karte, die von vielen Stellen als Dokument akzeptiert wird und eine Weiterreise durch die Ukraine möglich macht. Viele Ankömmlinge fahren direkt am nächsten Tag weiter. Etwa 25% müssen erstmal behandelt werden, bevor sie weiterfahren können, die bleiben einige Tage, bis zu drei Wochen. Die Oberschwester beschreibt die Funktionen des Hauses und resümiert, es gäbe da so ein westliches Wort, wir sind jetzt ein Shelter.

Je schlechter der Gesundheitszustand, desto schwieriger die Evakuation

Ich kann gut verstehen, dass viele Menschen lange brauchen, bis sie sich entschließen, zu evakuieren – oft erst im letzten Moment. Für die Evakuationscrews macht das die Arbeit allerdings schwerer und gefährlicher. Wenn Menschen erst evakuieren, wenn die Gefahr wirklich groß ist, dann bringen sie damit natürlich auch die Evakuationscrews in größere Gefahr. Viele Menschen, die jetzt evakuieren, haben die letzten Wochen, teilweise Monate im Luftschutzkeller verbracht, mit unzureichendem Zugang zu Trinkwasser und nährender Nahrung sowie medizinische Hilfe. Wenn der Gesundheitszustand schlecht und der Stress hoch ist, wird die Evakuierung schwieriger, weil die Leute weniger belastbar, mobil und kooperationsfähig sind. Viele kommen mit Lungenentzündung oder verschleppten Erkältungen an und brauchen erst einmal Antibiotika. Während wir vor dem Hospital auf den Engel warten, kommt ein Krankenwagen, um einen älteren Mann abzuholen, der die letzten Wochen permanent im Luftschutzbunker war. Er hat Erfrierungen und als Folge eine Gangrän, ihm werden beide Beine amputiert.

So etwas kann man eigentlich verhindern, sagt der Arzt, der sich in seinen Rauchpausen zu uns gesellt. Er war Militärarzt und zählt stolz die Orte seiner Stationierung auf, viele davon im Osten der Ukraine. Er ist eigentlich in Pension, aber Anfang März hat man ihn ins Krankenhaus berufen, um sich um die ankommenden Binnenflüchtlinge zu kümmern.

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