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„Ein menschenwürdiges Leben ist ein Grundrecht“

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Lokman Amaç arbeitet als Sozialarbeiter bei Support to Life im Osten der Türkei. Die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Flüchtlinge unter anderem dabei, ihre Rechte gegenüber Behörden wahrzunehmen. Manchmal geht es dabei ums schiere Überleben.

„Ich möchte Ihnen die Geschichte von Sivar* erzählen. Der 25-Jährige stammt aus Syrien. Vor acht Jahren floh er gemeinsam mit seiner Frau Haya vor dem Krieg in die Türkei. Dort kamen zwei Töchter zur Welt, die heute sechs und vier Jahre alt sind. Als vor drei Jahren Sivars Vater starb, reiste er mit seiner Familie nach Syrien zurück. Dort wurde das dritte Kind geboren. Doch wegen des Krieges musste die Familie im Juni 2019 in die Türkei zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau im sechsten Monat schwanger. Es war eine schwierige Schwangerschaft. Weil die Familie freiwillig nach Syrien gereist war, hatte sie allerdings ihren vorübergehenden Schutzstatus verloren. So war ihr der Weg in ein Krankenhaus verbaut. Der Antrag auf Wiedererlangung des Schutzstatus wurde abgelehnt.

Sivar nahm Kontakt zu uns auf. Wir halfen seiner Frau, sich bei den Behörden zu registrieren. So erhielt sie die notwendigen regelmäßigen Gesundheitskontrollen. Außerdem unterstützten wir die Familie dabei, auch für ihre drei Kinder einen vorübergehenden Schutzstatus zu erhalten. Doch dann brachte eine der Untersuchungen schlechte Nachrichten für Haya: Die Ärzte diagnostizierten ein ernsthaftes Gesundheitsproblem. Aber zu diesem Zeitpunkt konnten sie für das Kind nichts tun außer regelmäßige Routinekontrollen.

 

Ärztliche Untersuchungen dank Hilfsorganisation

Am Tag der Geburt verschärfte sich die Situation weiter. Weil die staatlichen Krankenhäuser überbelegt waren, wurde Haya an ein privates Krankenhaus verwiesen. Nach einer Notentbindung diagnostizierten die Ärzte bei dem Baby Hydrozephalus, einen Wasserkopf. Dabei kommt es zu übermäßigen Flüssigkeitsansammlungen im Gehirn. Das Mädchen, das den Namen Sena erhielt, musste mehrfach operiert werden. Es wurde ein Gerät im Gehirn implantiert, das die Flüssigkeit abführen sollte. 45 Tage lang blieb Sena auf der Intensivstation. Kurz nach der Entlassung versagte das Gerät und es sammelte sich wieder Flüssigkeit im Gehirn an.

Drei staatliche Krankenhäuser wiesen die Familie ab. Es hieß, sie müsste den Arzt aufsuchen, der die Operationen zuvor durchgeführt hatte. Doch einen weiteren Besuch in einer Privatklinik konnte sie sich nicht leisten. Weil Sivar im Verlauf dieser Odyssee zu viel Urlaub genommen hatte, verlor er auch noch seine Arbeit als Schafhirte – die einzige Einnahmequelle der Familie.

 

Eine OP rettete Senas Leben

Als sich Senas Zustand zunehmend verschlechterte, halfen wir der Familie dabei, beim Gesundheitsministerium eine Beschwerde einzureichen. Wir hielten so lange Kontakt mit dem Ministerium, bis Sena als Notfall in ein staatliches Krankenhaus eingewiesen wurde. In der Abteilung für Kinderchirurgie wurde das Kind zuerst wegen einer Infektion behandelt. Anschließend bekam es ein neues Gerät eingesetzt. Die OP rettete Senda das Leben. Inzwischen hat sich ihr Zustand deutlich verbessert.

Natürlich gibt es in unserer Arbeit Momente, die uns traurig machen: Flüchtlinge werden ungerecht behandelt oder sie werden nicht richtig über ihre Rechte aufgeklärt. Doch ein menschenwürdiges Leben zu führen, Zugang zu Rechten und sozialen Leistungen zu haben, ist ein Grundrecht. Umso glücklicher hat uns die Geschichte von Sivars Familie gemacht. Denn sie zeigt, wie sich das Leben von Menschen grundlegend verändern kann, wenn wir ihnen dabei helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.“

*Um die Familie zu schützen, wurden ihre Namen geändert.

 

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