Die 34-jährige Farise musste gemeinsam mit ihren drei Kindern aus ihrer Heimat in Syrien in die Türkei fliehen. Ihr Mann verlor bei einem Bombenangriff sein Leben. Dank unserer Partnerorganisation STL hat sie dringend benötigte Unterstützung bekommen. Hier erzählt sie ihre dramatische und bewegende Lebensgeschichte.
Enge Gassen führen uns zu dem weißen Haus, in dem uns drei Kinder mit strahlenden Augen begrüßen. Es sind der 11-jährige Habip*, der 10-jährige Esabil* und der 8-jährige Azze*. Zu den wenigen Möbeln, die sich im Haus befinden, gehört neben einem Ofen und Fußmatten auch eine Seilschaukel, die im Flur an der Decke befestigt ist. Diese Schaukel ist das erste Zeichen dafür, dass dies ein friedliches Haus für Kinder ist. Die Mutter der Kinder, Farise*, ist eine 34-jährige, ruhige und schüchterne Frau, die gemeinsam mit ihren Kindern aus Syrien geflohen ist. Farise erzählt uns in ihrem neuen Zuhause ihre Geschichte.
Farise wurde in Aleppo geboren. Als sie 18 Jahre alt war, heiratete sie ihren inzwischen verstorbenen Mann durch eine arrangierte Ehe und sie ließen sich in Raqqa nieder. Als der Krieg in Syrien ausbrach, beschloss das Paar, in die Türkei zu fliehen, um seine Söhne zu schützen, die damals 4 und 3 Jahre alt waren. „Als wir ankamen, erhielten wir keinerlei Unterstützung. Mein Mann hat für einen Tageslohn Teppiche gereinigt. Miete, Essen, Windeln... Das reichte für nichts. Das Leben in Syrien war billiger. Also kehrten wir zurück“, erzählt sie uns. Dort wird ihre heute acht Jahre alte Tochter Azze geboren und ein Todesfall erschüttert die Familie: Das Geschäft, in dem Farises Mann arbeitete, wurde bombardiert und ihr Mann getötet. Wieder einmal begann eine Reise in die Türkei.
Doch das Lager, indem sie lebten, wurde geschlossen. Zudem starb Farises Mutter. Wieder stand sie an einem Scheideweg und entschied sich wieder für eine arrangierte Ehe, in der Hoffnung, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie unterstützt. Doch diese Ehe, die in der Hoffnung auf Unterstützung geschlossen wurde, brachte sowohl Farise als auch ihre Kinder in große Schwierigkeiten. Farise gelang es, vor diesem Mann zu fliehen, der die ganze Familie zur Arbeit zwang und Farise gegenüber gewalttätig war. Aber sie konnte ihre kleine Tochter, die aus dieser zweiten Ehe stammte, nicht mitnehmen. Als Support to Life-Teams unterstützen wir Farise in dieser Sorgerechtsfrage, die derzeit vor Gericht verhandelt wird. Bei dem Versuch, ein neues Leben mit ihren drei Kindern zu beginnen und einen Rechtsstreit um ihre jüngste Tochter zu führen, hatte Farise eine schwere Zeit als Alleinerziehende: „Bevor ich Support to Life kennenlernte, putzte ich Wohnungstreppen. Ich konnte kaum meine Wasser- und Stromrechnungen bezahlen. Ich konnte drei Monate lang die Miete nicht bezahlen. Mein Vermieter wollte mich aus dem Haus vertreiben. Eine meiner Nachbarinnen empfahl mir Support to Life, weil sie um die Schwierigkeiten wusste, die ich durchmachte.“
Im Rahmen des Hilfsprojekts haben wir Farise und ihrer Familie drei Monate lang Mietzuschüsse gewährt, Schreibwarenpakete für die Kinder geliefert und die Familie an die Direktion für soziale Dienste verwiesen, damit sie „soziale und wirtschaftliche Unterstützung“ erhält. Das älteste Kind, Habip, arbeitete aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Familie auf der Straße, geht aber jetzt wieder mit seinen Geschwistern zur Schule.
„Das neue Haus, in das wir gezogen sind, ist gut, und ich bin mit meinen Nachbarn zufrieden. Ich habe sowohl syrische als auch türkische Nachbarn; sie sind wie Schwestern für mich. Meine Kinder können rausgehen und spielen. Sie haben Freunde in der Nachbarschaft. Früher konnte ich meinen Kindern nicht einmal ein Taschengeld geben, mein Sohn musste arbeiten. Aber jetzt sind sie alle drei gut in der Schule. Wenn ich „Support to Life“ nicht getroffen hätte, wäre mein Leben sehr schwierig gewesen.“
Als wir uns von Farises Familie verabschiedeten, lächelte uns Azze, die auf dem Hof schaukelte, mit ihrem sommersprossigen Gesicht an und schickte uns einen Kuss. Wir hoffen, dass das Leben dieser Familie nicht von schlimmen Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit überschattet wird und dass ihre Zukunft so strahlend sein wird wie die Augen dieser Kinder.
Gözde Kazaz (Support to Life Communication Officer)
* Die Namen wurden zum Schutz der Familie geändert