Es ist früh am Morgen als sich das dreiköpfige medizinische Team und ein Techniker unserer Partnerorganisation ASECSA auf den Weg nach Kantihá machen. Hier versorgen wir gemeinsam mit unseren Partnern zahlreiche Familien mit Medikamenten, Lebensmitteln und weiteren Hilfsgütern. Eindrücke von vor Ort.
Kantihá ist ein abgelegenes Dorf in der Gemeinde Santa Catalina La Tinta, etwa 240 Kilometer von Guatemala-Stadt entfernt. In solchen entlegenen Regionen kommt Hilfe eher selten an.
Was jedoch ankam, waren die extremen Regenfälle, welche die beiden Hurrikane "Eta" und "Iota" im November letzten Jahr mit sich brachten. Der Río Polochic, ein 240 kilometer langer Fluss, trat über die Ufer und seine Fluten rissen alles in der Nähe mit. Häuser, Tiere, Felder – hunderte Familie verloren ihr Zuhause und ihre Ernten. Nach einigen Wochen war das Wasser verschwunden und die Menschen konnten wieder in ihre Häuser zurück und begonnen, diese wiederaufzubauen – falls es möglich war. Andere leben noch heute bei Verwandten und haben alles verloren.
Auch die Schule stand komplett unter Wasser. Jetzt sieht es dort anders aus: Die Wände sind frisch in blau gestrichen, keine Spur mehr von Schlamm und Zerstörung. Während das medizinische Team sich in den Räumen organisiert und vorbereitet, bildet sich vor der Tür eine lange Schlange. Dutzende Menschen warten auf die Verteilungen von Lebensmitteln, Medikamenten, Wasserreinigungsfilter und Reinigungsmitteln.
Lidia Can, eine 23-jährige Krankenschwester von ASECSA, misst bei jeder Person in der Schlange Fieber und verteilt Desinfektionsgel für die Hände. Vorsichtsmaßnahmen, die während der Corona-Pandemie Leben retten können. Auch Delfina Buc Bin wartet gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrer Schwiegertochter vor der Schule. Rückenschmerzen quälen die 63-Jährige: „Sie geben uns Medizin, auch Mais und Bohnen, Masken und Seife. Gott hat ihre Herzen berührt, um uns zu helfen. Nun kommt diese Hilfe von Leuten, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen und die ich nicht kenne. Deshalb bin ich sehr dankbar, denn dank ihnen können wir jetzt essen", sagt sie. „Ich habe nichts mehr. Alles, was ich tun kann, ist, auf diesem Sand zu stehen und auf den leeren Platz zu schauen, wo früher mein Haus war.“
Wir helfen seit Dezember letzten Jahres gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort Menschen wie Delfina. In einem weiteren Projekt legen wir den Fokus auf Katastrophenvorsorge, um solche katastrophalen Auswirkungen von Hurrikanen im Vorhinein zu mindern.