Kheirulahs Flucht vor den Taliban war der Beginn einer langen Reise. Über den Iran und die Türkei gelangte er nach Griechenland. In Thessaloniki lernte er die Mitarbeitenden des Tageszentrums „Alkyone Refugee Day Center“ kennen, was großen Auswirkungen auf sein weiteres Leben haben sollte.
Kheirulah Arab musste sein Heimatland Afghanistan verlassen, weil er von den Taliban bedroht wurde. Sie hatten bereits seinen Bruder getötet, weil er sich geweigert hatte, in ihre Armee einzutreten. Er floh in den Iran, wo er zwei Jahre als Teppich- und Reishändler arbeitete und lebte.
Doch er wurde nicht als Flüchtling anerkannt und konnte nicht bleiben.
Aus diesem Grund zog er nach Istanbul in die Türkei, wo er für kurze Zeit blieb und seinen Lebensunterhalt als Verkäufer verdiente. Mit dem Wunsch nach einer besseren Zukunft im Gepäck, machte er sich im Januar 2017 auf den Weg nach Norwegen. Er dachte, dies sei nur das erste Ziel nach seiner Ankunft in Europa. Doch die Reise verlief anders als erhofft. Angst und Unsicherheit waren sein Wegbegleiter, die Schlepper verhielten sich unmenschlich.
In Thessaloniki angekommen, wurde er zunächst von einem Freund aufgenommen, der ihn mit Lebensmitteln unterstützte. Bald lernte er das Tageszentrum „Alkyone Refugee Day Center“ kennen. Hier bekam er sowohl organisatorische als auch psychologische Unterstützung. Die Mitarbeitenden verwiesen ihn auch an ein weiteres Tageszentrum, wo er Griechisch lernen konnte. Kheirulah fühlte sich im Zentrum wohl und willkommen, die Mitarbeitenden wurden für ihn zu einer Art zweiten Familie.
Zweieinhalb Jahre lang engagierte er sich als Vertreter der afghanischen Gemeinschaft in der Stadtverwaltung von Thessaloniki. Er nahm an Gemeinderatssitzungen teil und brachte die Bedürfnisse seiner Landsleute zum Ausdruck. Die Mitarbeiter des Tageszentrums halfen ihm auch, seine Reden für die Sitzungen vorzubereiten, wenn das Thema eine größere Vertrautheit mit der griechischen Sprache erforderte.
Durch die Unterstützung der Menschen und die Tatsache, dass er sich dort so wohl fühlte, änderte er seine Pläne. Griechenland sollte keine Zwischenstation mehr sein, sondern seine neue Heimat. Er machte sich auf die Suche nach einer langfristigen Arbeit. Zunächst konnte er ein halbes Jahr ehrenamtlich als Dolmetscher arbeiten, dann fand er eine feste Stelle im REACT-Programm. Dort arbeitete er vier Jahre lang und machte nebenbei seinen Hauptschulabschluss, bevor er ein Studium an einer Fachhochschule begann. Für Kheirulah war das ein Wunder: „Alle haben mir so sehr geholfen. Wie ein Wunder!“
Heute arbeitet er als Dolmetscher für Farsi in dem Tageszentrum Alkyone und möchte sich in Griechenland selbstständig machen - im Gedenken an seinen geliebten Bruder, der der Grund für diese große Reise war.