Seit Wassermassen im Sommer 2021 das Elternhaus von Johanna Eifel größtenteils zerstört haben, wird die 68-jährige Rentnerin vom mobilen Team Trier/Hocheifel der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe unterstützt. So konnte sie Spenden für den Wiederaufbau bekommen. „Ohne die Diakonie Katastrophenhilfe hätte ich das nie geschafft“, berichtet Eifel.
„Endlich ist es hier wieder gemütlich“, erzählt die 68-Jährige Johanna Eifel aus dem rheinland-pfälzischen Ort Kordel, während sie sich seufzend auf das neue Sofa fallen lässt. Das Feuer flackert im Kamin. Weihnachten möchte ich in der guten Stube einen Weihnachtsbaum aufstellen – natürlich einen echten - und gemeinsam mit meinen Söhnen, den Schwiegertöchtern und den acht Enkelkindern feiern. Darauf freue ich mich."
So fröhlich und hoffnungsvoll war die Rentnerin lange nicht mehr. Im Gegenteil: Seit im Juli 2021 Teile ihres Elternhauses in dem kleinen Eifel-Ort am Fluss Kyll zerstört wurden, war sie erschöpft, kraftlos und verzweifelt. „Hier in Kordel sind wir Hochwasser gewöhnt. Aber so eine Katastrophe haben wir noch nie erlebt“, erzählt Johanna und erinnert sich: Den neuen Schrank konnte sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Friedhelm Simon noch rechtzeitig eine Etage höher tragen und vor dem Wasser retten. „Danach haben wir vier Tage lang nur Dreck rausgeschleppt und funktioniert; unten war alles kaputt und verschlammt.“ Die Angst vor der Zukunft kam anschließend hinzu: „Ich habe nur eine kleine Rente und wenig Ahnung von Bürokratie. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles schaffen sollte“, berichtet sie. “Aber dann habe ich zum Glück Herrn Günther von der Diakonie getroffen“.
Gemeinsam mit Eva-Maria Schmitt, Andrea Martini, Mihaela Milanova und Carsten Stumpenhorst, bildet Diplom-Sozialpädagoge Cornelius Günther das mobile Fluthilfeteam Trier/Hocheifel der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe (DKH RWL).
Sie unterstützen und beraten die Betroffenen in der Region bei Probleme und Fragen rund um die Folgen der Flut. Sie suchen die Menschen selbst in den entlegensten Dörfern auf, informieren sie über deren Ansprüche auf finanzielle Hilfen, helfen beim Ausfüllen von Formularen, hören zu und spenden Trost. Cornelius Günther erinnert sich an die 68-jährige Johanna: „Bei Frau Eifel war mir schon nach unserem ersten Telefonat klar, dass sie unbedingt Hilfe benötigt“. Deshalb blieb er hartnäckig – sogar, als Johanna Eifel sich anfangs nicht zurückmeldete. „Ich hatte einfach keine Energie dafür“, erzählt diese rückblickend.
Mittlerweile begleitet der Fluthilfe-Berater Johanna Eifel intensiv seit mehr als einem Jahr, und gemeinsam haben sie schon viel erreichen können: Aus Spendenmitteln der DKH RWL konnte die Rentnerin über die Förderlinie Haushaltsbeihilfe bereits kurz nach der Flut ihren zerstörten Hausrat ersetzen. Und sie gehört außerdem zu denen, deren Antrag auf Wiederaufbauhilfe bei der DKH RWL bewilligt und deren Geld schon ausgezahlt wurde.
Die Haushaltsbeihilfen der DKH RWL werden weiterhin stark nachgefragt (bis Ende Oktober 2022 wurden mehr als 2100 Anträge eingereicht, das Volumen der bereits ausgezahlten Anträge liegt bei knapp 4,2 Millionen Euro), doch sind die Flut-Betroffenen bei der Wiederaufbauhilfe zurückhaltender. Auch Johanna Eifel beispielsweise schien der dafür erforderliche Antrag bei der ISB (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz) zu mühsam und verunsicherte sie: „Woher sollte ich allein das nötige Gutachten bekommen?“, fragte sie sich. Hinzu kam: „Mein Lebensgefährte ist Handwerker und hat nach der Flut schon viel im Haus selbst reparieren können.“ Deshalb hätte Johanna Eifel fast auf die finanziellen Hilfen, die ihr zustehen, verzichtet.
Ähnliche Erfahrungen haben auch die Mitarbeitenden aus dem Fluthilfe-Team gemacht: „Wir beobachten, dass sich viele Menschen in der Nachbarschaft untereinander helfen und eine Menge in Eigenleistung machen. Aber wir schaffen es glücklicherweise immer wieder, sie davon zu überzeugen, wie wichtig und sinnvoll es ist, Wiederaufbauhilfen zu beantragen und professionelle Handwerker zu beauftragen“, sagt Andrea Martini aus dem Trierer Fluthilfeteam. „Natürlich unterstützen wir die Menschen beim Ausfüllen der Formulare.“ Entsprechend viele Anträge bearbeiten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen. Auch Johanna Eifel hätte es ohne die Hilfe des Trierer Fluthilfeteams nicht geschafft, da ist sie sich sicher: „Ich bin bei solchen Sachen so ungeduldig, außerdem habe ich gar keine E-Mail-Adresse“, beschreibt sie ihre Schwierigkeiten. Umso dankbarer war sie, dass Cornelius Günther ihr nicht nur den Kontakt zu einem Gutachter vermittelte, sondern sie auch regelmäßig begleitete.
Der Mitarbeiter der Diakonie kann sich noch genau an seine ersten Besuche in Kordel erinnern: „Man konnte sich damals kaum vorstellen, dass in diesem Haus jemals wieder ein Mensch leben würde: Die komplette Decke im Wohnzimmer war weg, ein einziges Loch, nur die Balken waren noch zu sehen. Zwischendurch hatte ich ehrlich gesagt Sorge, dass das ganze Haus abgerissen werden müsste.“ Heute freut er sich, dass einige Räume schon wieder bewohnbar sind. „Es ist auch für uns immer schön, wenn wir für die Menschen etwas erreichen können“, sagt Günther.
An diesem Nachmittag führt Johanna Eifel die Besucher weiter in die Garage, weist mit dem Finger in die Mitte des Raums und sagt: „Genau hier saß ich übrigens vor ein paar Monaten mit Herrn Günther zwischen lauter Bauschutt. Auf einem Brett hatte er wackelig seinen Laptop aufgebaut, und wir haben zusammen den Antrag auf Wiederaufbauhilfe abgeschickt.“ Beide müssen lachen. Doch dann wird Johanna Eifel wieder ernst: „Das ist mein Elternhaus, es bedeutet mir einfach alles.“ Deshalb sei sie so dankbar für die Unterstützung. „Ohne die Diakonie hätte ich das nie geschafft. Und ich kann allen Betroffenen nur raten, sich ebenfalls Unterstützung zu suchen und finanzielle Hilfen zu beantragen.“ Noch steht die letzte Bewilligung ihres Antrags bei der ISB aus. Aber das sei kein Problem, beruhigt sie Cornelius Günther: „Reine Formsache.“ Das Warten hat für Johanna Eifel auch etwas Gutes: „Dann habe ich Herrn Günther noch ein bisschen länger an meiner Seite – zum Glück.“