In diesem Haus möchte niemand wohnen: Das Berliner Künstlerkollektivs „Rocco und seine Brüder“ errichtet ein Haus, das aus Trümmern der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal besteht. Warum die Künstler sich für dieses Projekt entschieden haben und wo Sie das Trümmerhaus besichtigen können.
Aus zersprungenen Fenstern und Spalten in den Wänden dringt diffuses Licht, das Dach ist notdürftig mit Wellblech abgedeckt, und im Vorgarten des scheinbar grob zusammengezimmerten Hauses steht einsam ein verschlammter, orangefarbener Plastikstuhl. Was nun in Oldenburg auf dem Gelände des Stadtmuseums errichtet wurde, ist kein einladendes Haus. Keines, in dem man wohnen möchte.
Dieses Haus ist vielmehr das Projekt des Berliner Künstlerkollektivs „Rocco und seine Brüder“, das im Rahmen des Memur Urban Art Festivals in Oldenburg ausgestellt wurde. Ein einladendes Gebäude zu errichten, war allerdings auch nicht das Ziel der Künstlergruppe, als sie Anfang August gemeinsam mit der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe ins Ahrtal fuhren, um Materialien für ihr Projekt „Ahrbnb“ zu sammeln. Ein Haus aus Trümmern sollte es sein, eines, das daran erinnern soll, dass die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe teilweise immer noch in ihren zerstörten Häusern wohnen und auf Hilfe angewiesen sind.
Von Berlin aus ging es an einem Sonntagmorgen mit einem gemieteten Transporter nach Bad Neuenahr, dem Ausgangspunkt der Tour durch das Ahrtal. Mit Hilfe des mobilen Hochwasserhilfe-Teams vor Ort und weiteren Hilfsorganisationen konnte die Gruppe im Vorfeld Sammelstellen identifizieren, an denen durch die Flut beschädigter Hausrat und Schutt zum Entsorgen zwischengelagert worden war. Die Tour führte das Team von Bad Neuenahr die Ahr entlang über Orte wie Mayschoß, Ahrbrück, Insul, Schuld bis nach Antweiler und zurück. Bis spät abends fuhren die Sammler die besonders betroffenen Gegenden ab und luden gemeinsam mit „Rocco“ in den Transporter, was das Kollektiv für sein Trümmerhaus benötige. Am nächsten Tag ging es für „Rocco und seine Brüder“ mit dem Material direkt weiter nach Oldenburg, wo sie innerhalb weniger Tage das Haus aus den gesammelten Trümmerteilen errichteten.
Das Künstlerkollektiv beschreibt seine Installation selbst mit diesen Worten: „Wir wollen so rund ein Jahr nach der Jahrhundertflut wortwörtlich die Aufmerksamkeit auf die Situation im Ahrtal wieder aufbauen und darauf hinweisen, dass das Problem vor Ort keinesfalls gelöst ist.“
Die Diakonie Katastrophenhilfe RWL freut sich, dass sie dieses Projekt unterstützen konnte. „Denn auch wenn die Katastrophe mehr als ein Jahr danach in der Allgemeinheit nicht mehr so präsent ist, rechnen wir damit, dass wir mit unseren Teams noch viele Jahre vor Ort sein werden, um die vom Hochwasser betroffenen Menschen weiter zu unterstützen“, sagt Anna Horneffer, Projektverantwortliche Öffentlichkeitsarbeit Hochwasserhilfe und Katastrophenvorsorge der Diakonie Katastrophenhilfe. „So lange, wie unsere Hilfe gebraucht wird.“