EU-gefördertes Hilfsprojekt unterstützt 60.000 betroffene Menschen
Türkei: Hilfsbedarf sechs Monate nach Erdbeben weiterhin groß
Ein halbes Jahr nach den verheerenden Erdbeben leben in der Türkei weiterhin viele Menschen in Zelten und Notunterkünften. Ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt verbessert ihre sanitäre Situation und unterstützt sie dabei, Traumata und Belastungen zu überwinden. „Wenn Menschen monatelang in Ungewissheit über ihre Zukunft ausharren müssen, geraten sie an ihre Grenzen und brauchen psychosoziale Hilfe, die das Projekt leistet“, sagt Christopher Duane, regionaler Programm-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe.
Temperaturen von teils über 40 Grad Celsius, schlechte sanitäre Grundversorgung und ein Leben in Familienzelten oder Containern: Für Hunderttausende Menschen ist das in der Türkei weiterhin bittere Realität. Mehr als 50.000 Personen kamen im Februar in der Türkei bei mehreren Erdbeben ums Leben, fast drei Millionen mussten die Erdbebenregion verlassen, nachdem ihre Häuser beschädigt oder zerstört worden waren. Wer dennoch blieb, ließ sich vor allem in informellen Zeltsiedlungen nieder. Laut den türkischen Behörden leben 1,9 Millionen Menschen in Notunterkünften, davon noch 55.000 in Zelten und 467.000 in Containern.
„Das Erdbeben hat uns Angst, aber vor allem Verzweiflung gelehrt“, beschreibt Ayşe die Situation. Ihr Haus wurde durch das Beben beschädigt und die alleinerziehende Mutter musste mit ihrer einjährigen Tochter und ihren Eltern in ein Zelt in Kayalık, einem Stadtteil von Adıyaman ziehen. Traumata durch die Erdbeben machen sich bemerkbar. Die Belastung durch die Sommerhitze und die Enge löst bei vielen Familien zusätzlichen Stress aus. Deshalb hat Hayata Destek (Support to Life – STL), die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe, mobile Teams im Einsatz. Sie leisten psychosoziale Hilfe für rund 3.200 Menschen.
Im Zeltcamp von Kayalık begleitete STL zusätzlich die Gründung eines Hygienekomitees. Darin diskutieren und entscheiden die betroffenen Menschen über sinnvolle Maßnahmen zum Schutz vor Epidemien und über Frauengesundheit, die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen, aber auch über ihre Rechte nach den Erdbeben, wie zum Beispiel finanzielle Ansprüche für Reparaturen. Die Ergebnisse helfen STL, die Hilfsmaßnahmen bedarfsgerecht anzupassen und umzusetzen. Zusätzlich stärkt es das Gemeinschaftsgefühl der Menschen. „Trotz aller Schmerzen und Herausforderungen gibt es auch positive Aspekte“, erzählt Ayse. „Wir haben gelernt, Nachbarn zu sein. Gemeinsam bereiten wir die Mahlzeiten zu und waschen das Geschirr. Es gibt hier und da zwar Streit, aber dann versöhnen wir uns sofort wieder.“
Das Zusammenleben kann dank der Unterstützung durch das EU-Projekt verbessert werden. Neben der psychosozialen Arbeit verteilt STL Hygienepakete an mehr als 35.000 Personen. Sie enthalten Dinge wie Toilettenpapier und Shampoo. Frauen und Mädchen erhalten zusätzliche Produkte wie Damenbinden, Nagelscheren, Haarbürsten oder Unterwäsche. Mobile Latrinen-Blöcke mit Handwaschstationen und Duschen wurden zusätzlich errichtet und stehen rund 3.000 Personen zur Verfügung. Dadurch werden Engpässe bei der Hygiene vor allem in abgelegenen Unterkünften und Camps überbrückt.
„Auch sechs Monate nach den Erdbeben ist der Hilfsbedarf weiter sehr hoch. Die Europäische Union unterstützt solche Hilfsprojekte, um den Menschen nach der Katastrophe weiter zur Seite zu stehen“, sagt Devrig Velly, Leiter des Büros für humanitäre Hilfe der EU in der Türkei. Christopher Duane ergänzt: „Viele Menschen ziehen in Container um, wo sie zumindest in festeren Unterkünften leben können. Aber es wird noch lange dauern, bis ein umfangreicher Wiederaufbau startet und allen Betroffenen wieder ein sicheres Zuhause zur Verfügung steht. Deshalb bleiben wir zusammen mit unserem Partner STL vor Ort, um zu helfen.“
Hinweis für Redaktionen:
Christopher Duane, regionaler Programm-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe, steht für Interviews zur Verfügung. Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.
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Tommy Ramm, Pressesprecher Diakonie Katastrophenhilfe,
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