Diakonie Katastrophenhilfe weitet Engagement aus
Flüchtlinge in der Türkei weiter in Not
Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte zur Fortführung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei weist die Diakonie Katastrophenhilfe darauf hin, dass die Versorgungslage der Flüchtlinge vor Ort weiterhin sehr schlecht ist. Die Organisation warnt davor, die Humanitäre Hilfe für Flüchtlinge in der Türkei einzuschränken oder von politischen Entscheidungen abhängig zu machen, die überwiegend die Interessen der EU, nicht aber der Menschen im Auge haben.
„Man kann vieles zum EU-Türkei-Abkommen und seinen Folgen sagen. Eines aber muss bei den Verhandlungen immer unbedingt im Blick behalten werden: wie sich die Entscheidungen auf die Versorgung der Flüchtlinge im Land auswirken. Diese darf nicht Spielball politischer Eigeninteressen der beiden Verhandlungsparteien sein“, sagt die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Vielmehr muss Humanitäre Hilfe immer an den konkreten Bedürfnissen der Menschen in Not ausgerichtet sein. Es darf keine Konditionierung von Hilfe geben. Die einzige Bedingung ist die Einhaltung der humanitären Prinzipien, wie beispielsweise der bedarfsgerechte Einsatz für alle Flüchtlinge, ungeachtet ihrer Herkunft oder der Art ihrer Unterbringung. Die Humanitäre Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft, speziell der EU, darf nicht davon abhängig gemacht werden, ob es eine politische Gegenleistung für die EU, wie eine bessere Grenzsicherung, gibt.“ In jedem Falle müsse eines klar sein, hebt Füllkrug-Weitzel hervor: „Wenn das Abkommen scheitern sollte, darf das keinesfalls dazu führen, dass die Hilfe der EU für viele Millionen Flüchtlinge in der Türkei eingeschränkt wird“, so Füllkrug-Weitzel.
Mit etwa drei Millionen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak hat die Türkei die meisten Menschen aus der Region aufgenommen. Der Großteil von ihnen lebt außerhalb der regulären Camps – oft in Regionen, zu denen es aufgrund von Ethnie und Religion traditionell enge Beziehungen gibt. Rund die Hälfte aller syrischen Flüchtlinge in der Türkei sind Kinder. Da die Familien nur wenige Einkommensmöglichkeiten haben und ihre Ersparnisse meist erschöpft sind, ist der Bedarf an Humanitärer Hilfe immens.
Teil des Abkommens zwischen EU und Türkei ist, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten über die Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (ECHO) insgesamt etwa eine Milliarde Euro für Humanitäre Hilfe für Flüchtlinge in der Türkei bereitstellt. Viele Hilfsorganisationen, darunter die Diakonie Katastrophenhilfe, können mittels dieser Gelder humanitäre Projekte für Menschen in der Türkei finanzieren. Seit 2012 hat die Diakonie Katastrophenhilfe zusammen mit ihrer lokalen Partnerorganisation eine Vielzahl von Nothilfemaßnahmen für Flüchtlinge in der Türkei umgesetzt. Im November 2016 wurde mit Unterstützung durch ECHO ein weiteres Projekt gestartet, in dem Beratung, Bildung, psychosoziale Begleitung und Winterhilfe für die bedürftigsten Flüchtlinge im Vordergrund stehen.
In Hatay, im Süden des Landes, erhalten mehr als 20.000 Menschen eine Geldkarte, die mit einem Betrag von 50 Euro pro Person aufgeladen ist. In ausgesuchten Geschäften können die Familien warme Kleidung, Decken bis hin zu Heizöl kaufen. Weiterer Schwerpunkt des neuen Hilfsprojektes ist es, Flüchtlinge in ihrem schwierigen Alltag zu unterstützen, beispielsweise beim Zugang zu medizinischer Versorgung oder auch bei Behördengängen. Darüber hinaus betreibt der lokale Partner Gemeindezentren im Süden und Südosten der Türkei. Sie dienen zum einen als Anlaufstelle für die Menschen. Zum anderen werden in den Zentren beispielsweise Hausaufgabenhilfe, Sprach- oder Nähkurse angeboten.
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