Kein Ende des Bürgerkriegs in Tigray-Region in Sicht
Äthiopien: Krieg und Dürre vertiefen die Not
Seit zwei Jahren herrscht im Norden Äthiopiens ein Bürgerkrieg, vor dem mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht sind. In den letzten zwei Monaten verschärften sich die Kämpfe, nachdem das Nachbarland Eritrea mit Truppen in den Konflikt gegen die Tigray-Rebellen (TPLF) eingegriffen hat. Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgt zusammen mit Partnern Menschen in den Provinzen Afar und Amhara mit Hilfsgütern. Viele sind von Hilfe abgeschnitten oder nur äußerst schwer zu erreichen.
„Die aktuelle Situation ist besorgniserregend“, berichtet Katrin-Maria Jullien, Büroleiterin der Diakonie Katastrophenhilfe in Nairobi. Die Partnerorganisation APDA aus Äthiopien habe von anhaltenden Kämpfen in der Grenzregion zwischen Tigray und Afar berichtet. Mehrfach sei die Stadt Aba’ala von Rebellen bombardiert worden, zuletzt im September. Tausende Familien hätten daraufhin die Flucht ergriffen und ihr Hab und Gut durch Plünderungen verloren. Rund 7.000 Häuser seien zerstört worden.
Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft zusammen mit fünf lokalen Partnern sowohl Geflüchteten als auch Aufnahmegemeinden in den Regionen Afar und Amhara. Allein in den Flüchtlingslagern Guyah und Serdo werden 14.500 Menschen mit Lebensmittelrationen und Gutscheinen unterstützt. Partnerorganisationen klärten bisher 20.000 Menschen über geschlechterbasierte Gewalt auf, um sie besser davor zu schützen. In den kommenden Monaten erhalten weitere 9.000 Menschen Nahrungsmittelhilfen sowie 1.200 Haushalte Plastikplanen, um zerstörte Häuser provisorisch zu ersetzen. Der Bedarf bleibt auch andernorts immens: „Im Norden von Afar sind laut unseren Partnern 200.000 Menschen rund um die Stadt Dallol auf humanitäre Hilfe angewiesen, und weitere 150.000 Menschen sind von medizinischer Versorgung abgeschnitten“, berichtet Jullien.
Während im Norden der Krieg tobt, sind weite Landesteile von der schwersten Dürre seit Jahrzehnten betroffen. Vier Regenzeiten sind bereits ausgefallen, auch für die letzten Monate des Jahres werden unterdurchschnittliche Niederschläge prognostiziert. Die Folgen sind vor allem der Verlust von Vieh. Laut UN-Angaben sind seit Ende 2021 vier Millionen Nutztiere der Trockenheit zum Opfer gefallen, die für viele Familien die Lebensgrundlage bilden. Mehr als 26 Millionen Menschen sind daher in Äthiopien auf humanitäre Hilfe angewiesen, doch erst 40 Prozent der notwendigen Hilfsgelder stehen für die wachsende Krise zur Verfügung. „Das Zusammenspiel aus Dürre, Konflikt und fehlenden Lebensgrundlagen hat eine äußerst komplexe Katastrophe entstehen lassen“, sagt Jullien.
Die Beilegung des blutigen Konflikts wäre ein erster Schritt. Im Oktober haben in Südafrika Friedensgespräche zwischen den Tigray-Rebellen und der äthiopischen Regierung begonnen, doch die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Abschluss sind verhalten, da Eritrea nicht mit am Verhandlungstisch sitzt. Auslöser des Tigray-Konflikts war zunächst die Beschränkung der regionalen Selbstbestimmung durch den äthiopischen Staatschef Abiy Ahmed, der den Einfluss der bis dahin politisch dominierenden TPLF beschnitt. Nachdem 2020 die Wahlen verschoben wurden, kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die bis heute anhalten und zehntausende Tote gefordert haben.
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