COVID-19-Finanzierungskonferenz der EU: Wirtschaftliche Folgen der Pandemie nicht vergessen
Globale Unterstützung für die weltweit Schwächsten
Heute findet eine virtuelle Finanzierungskonferenz der EU unter der Leitung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen statt. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Staaten und Regierungen kommen mit weiteren Gebern zusammen. Ihr Ziel: Gemeinsam mindestens 7,5 Milliarden Euro für den Kampf gegen COVID-19 aufzubringen. Der Fokus liegt dabei auf der Forschung zu Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika.
Die Bundeskanzlerin kann als Ko-Vorsitzende der Konferenz entscheidend dazu beitragen, dass neben der Forschungsfinanzierung die Impfstoffe, Medikamente und Diagnostika allen zur Verfügung stehen und bei begrenzten finanziellen Mitteln eine angemessene Verteilung zwischen Mitteln für diese Geberkonferenz und Mitteln für ganzheitlichere Maßnahmen, die auch auf die sekundären Folgen der Pandemie ausgerichtet sind, vorgenommen wird.
„Die Regierungen müssen bei dieser Geberkonferenz die richtigen Schritte einleiten, damit am Ende alle Menschen weltweit Zugang zu Diagnostik, Impfstoffen und Therapeutika gegen Covid-19 erhalten und niemand zurückgelassen wird. Vorrang müssen deshalb die Staaten bekommen, die am wenigsten Eigenmittel zum Schutz und zur Behandlung ihrer Bevölkerung haben. Die Geberstaaten müssen dabei sicherstellen, dass der Zugang für finanzschwache Staaten und Gesundheitssysteme nicht Profitinteressen oder nationalen Egoismen geopfert wird“, betont Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe.
„Die Geberkonferenz würde aber auch zu kurz springen“, so Füllkrug-Weitzel weiter, „wenn im Wesentlichen nur Finanzmittel für Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 zur Verfügung gestellt würden. Jetzt schon bedrohen die wirtschaftlichen Folgen der weltweiten Lock-Downs im Süden vor allem die Menschen am untersten Rand der Gesellschaft. Wer von der Hand in den Mund lebt, als Tagelöhner oder Verkäuferin auf dem Straßenmarkt, droht bei wochenlangen Ausgangssperren langsam aber sicher zu verhungern. Das Virus tötet auf zweierlei Weise.“ Es droht eine gewaltige weltweite Hungerkrise als akute Folge der Pandemie, die Zahl der akut extrem Unterernährten wird sich nach Prognosen verdoppeln und es könnte zu Hungeraufständen kommen. „Auch zur Verhinderung dieses humanitären Dramas müssen die Geber ausreichend Geld zur Verfügung stellen“, unterstreicht Füllkrug-Weitzel. Die internationale Gemeinschaft muss weitreichende Maßnahmen einleiten, um die gesundheitlichen, aber auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen in ärmeren Ländern zu bekämpfen. „Wer jetzt nur oder vor allem einmalige Gesundheitsinterventionen zur Corona-Bekämpfung finanziert, stärkt zwar die Arzneimittelhersteller und Impfallianzen, die in dieser Konferenz stark vertreten sind. Er bewahrt die Menschen aber nicht vor dem Verhungern und stärkt nicht die Gesundheitssysteme, die nötig sind, um Tests, Impfstoffe, Medikamente jetzt und in Zukunft auch zum Einsatz zu bringen und so künftig die Ausbreitung von Seuchen rascher zu bremsen“, so Füllkrug-Weitzel.
In diesem Sinne hat sich Brot für die Welt auch als Teil einer breiten Koalition zivilgesellschaftlicher Organisationen*angesichts der COVID-19-Pandemie mit einem dringenden Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewendet: „Gesundheit ist ein Menschenrecht, auch in Krisenzeiten.“ Deutschland müsse sich dafür einsetzen, dass niemand bei den Bemühungen gegen das Virus benachteiligt oder ausgeschlossen wird. Zahlreiche Hilfsorganisationen sowie Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kirche haben sich dem Aufruf angeschlossen.
*In der NGO-Koalition engagieren sich: Aktionsbündnis gegen AIDS, Ärzte der Welt, Ärzte ohne Grenzen, BUKO Pharma-Kampagne, Brot für die Welt, Medico international, Universities Allied for Essential Medicines und World Vision Deutschland.
Der Offene Brief an Bundeskanzlerin Merkel ist hier zu finden.
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