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„Die Menschen werden unsere Hilfe wahrscheinlich noch lange brauchen“

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Ein Bericht von Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, vom rumänisch-ukrainischen Grenzübergang Tulcea/Ismajil, wo unsere Partnerorganisation AIDRom Geflüchtete empfängt.

„Ganz im Südosten von Rumänien, nur wenige Kilometer vom Donaudelta entfernt, kommen gerade etwa tausend Flüchtlinge am Tag an, vor allem Frauen mit Kindern aus Odessa. Eine Fähre bringt die Menschen über den Fluss, die meisten zu Fuß, manche mit ihren Autos. Auf der rumänischen Seite kümmern sich die Mediatorinnen und Sozialarbeiter unserer Partnerorganisation AIDRom um die besonders Schutzbedürftigen, um Mütter mit Kleinkindern, Schwangere und Alte. In einem geheizten Baucontainer können sie sich ausruhen, essen, trinken, die Kinder wickeln und stillen, bevor sie die langwierigen Grenzformalitäten hinter sich bringen.

Die Frauen sind verzweifelt, weil sie ihre Ehemänner, Brüder und Söhne zurücklassen mussten. Unter Tränen wiederholte die 30-jährige Miroslawa, sie fühle sich schuldig, weil sie ihren Mann Alex im Stich lasse. Er kämpft bisher nicht, darf das Land aber nicht verlassen. Erst am Morgen hatte die junge Frau beschlossen, aus Odessa zu fliehen. Die dritte Nacht in Folge hatte sie kein Auge zugetan. Im Keller, wo sie sich vor den Bomben zu schützen versuchte, war es kalt und feucht, die Explosionen waren in immer größerer Nähe zu hören. Sie hatte fürchterliche Angst um ihren zweijährigen Sohn Marc, der genau an diesem Tag Geburtstag hatte. Für die Flucht packte sie nur eine kleine Tasche, schließlich wolle sie doch bald wieder nach Hause zurückkehren.

Doch sie fürchtet auch, ihrem Land drohe ein ähnliches Schicksal wie Tschetschenien und die Ukraine könnte komplett zerbombt werden. Während unseres Gespräches weint sie viel. Zum Glück ist Miroslawa nicht alleine, ihre Schwester und deren 16-jährige Tochter begleiten sie und Marc. Denn auch wenn ich mit ihr hoffe und bete, dass der Krieg bald vorbei ist, erscheint es doch eher so, als könnten die Flüchtlinge nicht so schnell zurück nach Hause. Unsere rumänischen Partner suchen nun Wohnungen, in denen die Menschen sich länger niederlassen können. Sie sprechen auch mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die Jobs zu vergeben haben.“

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